Human Growth Hormone (HGH) ist ein Peptidhormon, das von der Hirnanhangdrüse produziert wird. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Zellteilung, dem Stoffwechsel und der Muskel- sowie Knochenentwicklung. In den letzten Jahren wurde HGH auch im Bereich der Anti-Aging-Therapie und in Sportverletzungen vermehrt eingesetzt.
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Warum werden HGH-Werte gemessen?
Diagnose von Wachstumshormonstörungen
- Hypo- oder Hypersecretion kann zu körperlichen und metabolischen Problemen führen.
Therapiekontrolle
- Bei HGH-Substitution (z. B. bei Kindern mit Wachstumsretardierung) ist die Überwachung entscheidend, um Unter- bzw. Überdosierung zu vermeiden.
Sportmedizin
- In der Leistungsdiagnostik kann ein erhöhter HGH-Spiegel auf dopingartige Anwendungen hinweisen.
Laborwerte – Was gilt als normal?
Alter Geschlecht Referenzbereich (µg/L)
0–2 Jahre Kinder 5–25
3–12 Jahre Kinder 4–20
13–18 Jahre Jugendliche 3–15
19–30 Jahre Erwachsene (männlich) 1,5–7,0
19–30 Jahre Erwachsene (weiblich) 2,0–6,5
> Hinweis: Werte können je nach Labor und Testverfahren leicht variieren. Es ist wichtig, die spezifische Referenzreihe des jeweiligen Labors zu berücksichtigen.
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Einflussfaktoren auf den HGH-Spiegel
Alter – Der Spiegel nimmt mit dem Alter ab (etwa 50 % von der Jugendphase).
Schlaf – Die meisten HGH-Freisetzungen erfolgen in der Tiefschlafphase.
Körperliche Aktivität – Intensives Training kann kurzfristig den HGH-Anstieg fördern.
Gewicht – Adipositas ist mit einem reduzierten HGH-Spiegel verbunden.
Stress & Ernährung – Cortisol, Insulin und bestimmte Aminosäuren beeinflussen die Hormonproduktion.
- Kann auf Hyposecretion hinweisen. Ursachen: Tumoren, genetische Mutationen, chronische Krankheiten.
Normale Werte
- Kein Hinweis auf Pathologie, jedoch bei Symptomen weitere Untersuchungen nötig.
Erhöhter Wert (> Referenzbereich)
- Mögliche Akromegalie oder Anomalien in der HGH-Regulation. Dopingverdacht im Sportkontext.
Therapie und Monitoring
HGH-Substitution (z. B. Insulin-like Growth Factor 1 – IGF-1)
- Dosierung wird individuell angepasst, oft anhand von IGF-1-Levels.
Regelmäßige Bluttests
- Alle 3–6 Monate bei Kindern; jährlich für Erwachsene in Therapie.
Nebenwirkungen im Blick behalten
- Ödeme, Gelenkschmerzen, Insulinresistenz.
Fazit
Die Messung des HGH-Spiegels ist ein wichtiges diagnostisches Werkzeug. Durch die Kenntnis der Referenzbereiche und Einflussfaktoren können Ärzte gezielte Entscheidungen treffen – sei es zur Behandlung von Wachstumshormonmangel, zur Überwachung einer Therapie oder zur Aufdeckung potenzieller Dopingfälle im Sport.
--- Insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) ist ein zentrales Hormon im menschlichen Körper, das eng mit dem Wachstumshormon (HGH) verknüpft ist. Durch die Messung des IGF-1-Wertes lassen sich wichtige Informationen über die Aktivität der Hypophyse und die allgemeine Stoffwechselbalance gewinnen. In vielen klinischen Settings wird der IGF-1-Test eingesetzt, um das Vorhandensein von Wachstumsdeprivation oder -übermaß zu diagnostizieren, den Erfolg einer HGH-Therapie zu überwachen oder altersbedingte Veränderungen im Körper zu beurteilen.
Was ist Wachstumshormon (HGH)?
Das Wachstumshormon, auch als somatotropes Hormon bekannt, wird in der Hypophyse produziert und freigesetzt. Es wirkt direkt auf Knochen, Muskeln und andere Gewebe, fördert die Zellteilung und den Stoffwechsel. HGH hat einen direkten Einfluss auf die Produktion von IGF-1 im Lebergewebe sowie in anderen Organen. Durch die Bindung an spezifische Rezeptoren aktiviert es intrazelluläre Signalwege, die das Wachstum fördern, die Proteinsynthese erhöhen und den Fettstoffwechsel regulieren.
Was ist IGF-1?
IGF-1 ist ein Peptidhormon mit einer strukturellen Ähnlichkeit zu Insulin. Es wird primär in der Leber als Reaktion auf HGH produziert, kann aber auch lokal in verschiedenen Geweben synthetisiert werden. Im Blutkreislauf ist IGF-1 stark an Proteine gebunden, was seine biologische Verfügbarkeit einschränkt. Trotzdem fungiert es als wichtiger Mediator für die Wirkung von HGH, indem es das Zellwachstum, die Differenzierung und den Stoffwechsel steuert.
Viele Faktoren beeinflussen den Messwert
Die Konzentration von IGF-1 im Blut kann durch zahlreiche physiologische und pathologische Einflüsse variieren:
Alter: Der IGF-1-Spiegel erreicht in der Jugend seinen Höhepunkt und sinkt anschließend kontinuierlich mit zunehmendem Alter ab. Bei Kindern ist er stark an die Wachstumsphase gekoppelt, während bei älteren Menschen ein moderater Rückgang zu beobachten ist.
Geschlecht: Männer weisen im Allgemeinen höhere IGF-1-Werte auf als Frauen, insbesondere in den Jahren des aktiven Wachstum und der Pubertät. Nach der Menopause kann der Unterschied geringer werden.
Ernährung: Ein Mangel an Proteinen, Kalorien oder spezifischen Mikronährstoffen (z. B. Zink, Eisen) reduziert die IGF-1-Synthese. Umgekehrt kann eine proteinreiche Ernährung den Spiegel erhöhen.
Schlaf und circadianer Rhythmus: HGH wird überwiegend in der Nacht freigesetzt, wodurch auch der IGF-1-Spiegel durch Schlafdauer und -qualität beeinflusst wird. Unterbrochener oder schlechter Schlaf kann zu einem reduzierten IGF-1 führen.
Körperliche Aktivität: Regelmäßige moderate Bewegung steigert die HGH-Aktivität und damit den IGF-1-Spiegel, während Übertraining manchmal einen vorübergehenden Rückgang bewirken kann.
Stress und Cortisol: Chronischer Stress führt zu erhöhten Cortisolwerten, die die HGH-Freisetzung hemmen und somit indirekt den IGF-1 reduzieren können.
Erkrankungen: Zustände wie Diabetes mellitus, Leber- oder Nierenerkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder hormonelle Dysbalancen (z. B. Hypothyreose) beeinflussen die IGF-1-Produktion negativ. Im Gegensatz dazu kann ein Übermaß an HGH, etwa durch eine Hirnanhangsdrüse, zu hohen IGF-1-Werten führen.
Medikamente: Einige Medikamente, darunter Kortikosteroide und bestimmte Antidepressiva, können den IGF-1-Spiegel senken. Andere wie Metformin oder Insulintherapien haben komplexe Wirkungen auf das HGH/IGF-1-System.
Genetische Faktoren: Individuelle genetische Varianten im IGF-1-Gen selbst oder in den Rezeptoren beeinflussen die Sensitivität und Produktion des Hormons, was zu einer interindividuellen Variation führt.
Lebensstilfaktoren: Rauchen, Alkoholkonsum und Drogenkonsum können das HGH/IGF-1-System stören, indem sie oxidative Schäden fördern oder die Hormonsekretion hemmen.
Diagnostische Anwendung des IGF-1-Tests
Durch die Messung von IGF-1 im Blut kann man auf ein hormonelles Ungleichgewicht schließen. Ein niedriger Wert deutet häufig auf eine Hypofunktion der Hypophyse, Unterernährung oder andere systemische Erkrankungen hin. Im Gegensatz dazu weist ein hoher Wert oft auf einen Übermaß an HGH hin, wie es bei Akromegalie oder Gigantismus vorkommt. In beiden Fällen wird die IGF-1-Messung zusammen mit anderen Tests (z. B. Insulin-ähnliche Wachstumsfaktor 2, GH-Stimulationstests) verwendet, um eine präzise Diagnose zu stellen.
Therapeutische Überwachung
Bei Patienten, die HGH als Therapie erhalten – etwa bei Kindern mit Wachstumshormonmangel oder Erwachsenen mit HGH-Mangel – wird der IGF-1-Wert regelmäßig überwacht. Ein optimaler therapeutischer Bereich liegt in der Regel innerhalb des Alters- und Geschlechtsangepassten Referenzbereichs. Zu hohe Werte können auf eine Überdosierung hinweisen, während zu niedrige Werte eine Unterdosierung oder Resistenz signalisieren.
Schlussfolgerung
Der IGF-1-Wert ist ein wertvoller biomarker für die Bewertung der HGH-Aktivität und des allgemeinen Wachstumszustands eines Individuums. Durch die Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Ernährung, Schlafqualität, körperlicher Aktivität, Stresslevel, bestehenden Erkrankungen, Medikamenteneinnahme und genetischen Prädispositionen kann man den Messwert richtig interpretieren und gezielte therapeutische Entscheidungen treffen. Ein tieferes Verständnis dieser Faktoren hilft Ärzten und Forschern, die komplexe hormonelle Regulation im menschlichen Körper besser zu verstehen und individuell angepasste Behandlungspläne zu entwickeln.